“Wow… ihr seid wie Kakerlaken. Ihr wollt einfach nicht sterben”
– Paul Graham, Gründer von Y Combinator
arvy’s Teaser: Vom Müesliverkauf zum $100 Mrd.-Imperium. Der Aufstieg von Airbnb ist ein Musterbeispiel für Widerstandsfähigkeit, Kreativität und Skalierung. Aber nach fünf Jahren auf dem Markt fehlt immer noch eines – ein „Good Chart“, um die „Good Story“ zu rechtfertigen.
Startups.
Sie sind immer für eine wilde Geschichte gut.
Warum? Weil jedes Startup auf die gleiche Weise beginnt: Du schreibst einen Businessplan, holst tief Luft und springst von einer Klippe, ohne zu wissen, was als Nächstes kommt. Dann, in der allerersten Sekunde des freien Falls, fliegt dein Businessplan davon wie ein Stück Papier, das sich im Wind verfangen hat. Plötzlich ist alles, was du noch hast, schiere Willenskraft und das verzweifelte Bedürfnis, etwas aufzubauen, bevor du auf dem Boden aufschlägst. An dieser Stelle fängst du an, ein Flugzeug – dein Unternehmen – in der Luft zusammenzubauen, in der Hoffnung, vor dem Aufprall hochzuziehen. Auf dem Weg dorthin begegnet dir das Undenkbare – unerwartete Probleme, wilde Pivots und Momente der schieren Panik.
Also gut, atmen wir auch mal tief durch. Ich möchte dir von einem Startup-Krimi erzählen.
Es geht um ein Unternehmen, das du bestimmt schon einmal benutzt hast.
Es begann als Air Bed & Breakfast.
Heute kennst du es als Airbnb.
Chart 1: Erste Airbnb-Website im Jahr 2008

Source: Airbedandbreakfast.com – 2008
Feuer in den Augen der Gründer
Von Gründern geführte Unternehmen bieten ein grosses Potenzial für eine bedeutende Erfolgsgeschichte.
Werfen wir einen Blick auf die Anfänge von Airbnb.
Im Jahr 2008 lag das Startup vor dem Aus.
Ihre Plattform (Chart 1) wuchs nicht, sie hatten $40.000 Kreditkartenschulden, der Mitgründer zog in einen anderen US-Bundesstaat, die Gründer selbst hatten nicht genug Geld für Essen und jeder Investor lehnte sie ab.
Um zu überleben, entschieden sie sich für ein Nebengeschäft mit dem Verkauf von politischen Müeslischachteln in limitierter Auflage – mit den Gesichtern von Barack Obama und John McCain (Chart 2) – und machten damit $30.000!
Obwohl dies nichts mit ihrer ursprünglichen Idee von Airbnb zu tun hatte, war es der Wendepunkt der ganzen Geschichte und der einzige Grund, warum das Unternehmen heute noch existiert.
Während sie sich mit den Einnahmen Zeit verschafften, hatten sie die Gelegenheit, mit einem der grössten Startup-Investoren der Welt – Paul Graham von Y Combinator – zu sprechen, obwohl er die Idee nicht mochte.
Der Grund, warum sie es trotzdem geschafft haben?
Das Feuer in ihren Augen.
In ihrer dunkelsten Stunde weigerten sie sich, aufzugeben. Paul Graham sah das sofort, als sie ihm die ganze Geschichte erzählten: „Wow … ihr seid wie Kakerlaken. Ihr wollt einfach nicht sterben.“
Die Müeslischachteln waren nicht nur eine Spielerei. Sie bewiesen etwas Entscheidendes.
„Wenn man Leute davon überzeugen kann, $40 für eine $4-Schachtel Müesli zu bezahlen, kann man wahrscheinlich auch Leute davon überzeugen, auf fremden Luftmatratzen zu schlafen“, so Graham.
Der aus der Verzweiflung geborene Müesli-Stunt bewies:
- Kreative Problemlösung
- Marketing-Fähigkeiten
- Hustle-Mentalität
- Verkaufstalent
Alles, wonach Y Combinator bei Gründern sucht.
Sie konnten die Finanzierung sichern.
Und bauten Airbnb auf.
Chart 2: Joe Gebbia (Mitgründer) mit einer limitierten Auflage von politischen Müeslischachteln

Source: Designverb
Kritische Masse erreicht
Airbnb ist heute ein Unternehmen mit einem Wert von fast $100 Milliarden und hat 7.000 Mitarbeiter. Mit dieser Grösse wäre es das 9. grösste Unternehmen der Schweiz.
Airbnb hat 5 Millionen Gastgeber mit 8 Millionen Unterkünften und insgesamt 2 Milliarden Gästeankünfte seit der Gründung im Jahr 2008, mit fast 500 Millionen Gästeankünften im letzten Jahr.
Über 90% des Traffics kommt direkt über unbezahlte Suchanfragen auf die Plattform – ohne Umwege über die App. Dies spiegelt sich in hohen Bruttomargen von 83 % und Nettogewinnmargen von 17 % wider. Ein typisches Asset-Light- und Cash-Rich-Geschäftsmodell.
Fassen wir alles zusammen: Das Netzwerk von Airbnb hat eine kritische Masse erreicht.
Es ist jetzt das zweitgrösste der fünf führenden Online-Reisebüros, gleich hinter Booking (Booking, Swoodoo, Kayak, OpenTable und rentalcars) und vor Trip.com (Skycanner), Expedia (z. B. Hotels.com, Ebookers, CarRentals, Trivago), dem indischen MakeMyTrip oder Tripadvisor. Zur Erinnerung: GetYourGuide befindet sich noch immer in Privatbesitz.
Doch das Unternehmen kann sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, denn der Wettbewerb bleibt hart. Neue Marktteilnehmer, darunter auch Unternehmen, die bereits über einen bedeutenden Nutzerstamm verfügen, wie Google, Meta Platforms (Facebook), Alibaba und Amazon, versuchen ebenfalls, ein Stück vom lukrativen Kuchen abzubekommen.
Risiken gibt es auf jedem Markt. Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir es hier mit einer „Good Story“ zu tun haben. Das Unternehmen hat einen ausgezeichneten Ruf – was sich in seinem liebevoll gestalteten und durchdachten Logo widerspiegelt (Chart 3) – und wir glauben, dass die Online-Durchdringung des Reisemarktes in den nächsten Jahren von ihrem derzeitigen Niveau von Mitte 60 % weiterwachsen wird.
Das bedeutet, dass es auch einen attraktiven strukturellen Wachstumstrend gibt.
Klingt alles gut, aber es fehlt etwas Wichtiges.
Ein „Good Chart“.
Chart 3: Die Bedeutung des Airbnb-Logos

Source: Airbnb
Vorsicht vor IPOs
Airbnb ist ein jüngerer Börsengang, ein Initial Public Offering, was bedeutet, dass das Unternehmen erst im Jahr 2020 an die Börse ging.
Kaufen wir IPOs bei arvy von Anfang an?
Nein.
Wir warten immer, bis die „Good Story“ mehr Kursbewegungen und Kursdaten gesammelt hat, bevor wir einen IPO in Betracht ziehen. Wir wollen, dass das Unternehmen und seine Aktien bereits einige Wochen und Monate gehandelt werden, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass wir richtig liegen.
Zur Erinnerung: Bei der Navigation in der IPO-Landschaft ist Vorsicht geboten. Ziel ist es, den Preis für den Börsengang so hoch wie möglich anzusetzen, damit das Unternehmen und die Gründer so viel Geld wie möglich einnehmen und so wenige Aktien wie möglich abgeben müssen.
Ein wesentliches Risiko besteht also darin, dass die meisten Börsengänge in sehr risikofreudigen Zeiten stattfinden, wie z. B. 2020/2021 (klingelt es bei Airbnb 😉), als die Anleger bereit waren, sehr hohe Bewertungen zu zahlen bzw. ein hohes Risiko einzugehen.
Dann werden sie böswillig mit einem anderen Namen versehen.
“It’s Probably Overpriced”.
Und genau das ist das Schicksal von Airbnb, das sich seit seinem Börsengang vor fünf Jahren seitwärts bewegt hat. Das Unternehmen musste in seine hohe Bewertung hineinwachsen.
Während dieses Prozesses bildete Airbnb sogenannte IPO-Bases aus. Das sind Konsolidierungsmuster, aus denen das Unternehmen ausbrechen muss, um neue Kurshöchststände zu erreichen und eine Bewegung mit einem steigenden und im Trend liegenden gleitenden 200-Tage-Durchschnitt zu starten (Chart 4). Dies ist bisher nicht geschehen.
Solange der „Good Chart“ noch nicht aufgetaucht ist, bleibt unsere Haltung klar.
Wir verzichten nicht auf die App, aber auf die Aktie.
Chart 4: Airbnb seit dem Börsengang im Jahr 2020

Source: Tradingview
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