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KI-Chip-Goldrausch? Verkaufe Schaufeln!

„Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln!“

– André Kostolany

Chips sind die meistverkaufte Ware der Welt.

Nicht die Art, die du jeden Tag essen möchtest. Denk daran, ein Moment auf den Lippen, ein Leben lang auf den Rippen.

Aber jene, die du jeden Tag verwendest. Ob es sich um dein Telefon, deinen Computer, dein Auto oder sogar deinen Kühlschrank handelt – fast alles läuft mit Chips oder sogenannten Halbleitern. Die Begriffe werden synonym verwendet.

Heutzutage hat dein Smartphone mit den neuesten Chips mehr Rechenleistung als die NASA für ihre Mondlandung im Jahr 1969 benötigte. In einem Tesla befinden sich 3’500 oder mehr Chips, in einem Verbrennungsmotor 1’000.

Chips sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Der Kampf um die Kontrolle dieser Industrie wird unsere Zukunft bestimmen.

Sie sind so wichtig, dass die Financial Times meine Wahl für die Sommerlektüre, Chip War von Chris Miller, als “Business-Buch des Jahres 2022” bezeichnete.

Abbildung 1: Chip War von Chris Miller, der Kampf um die kritischste Technologie der Welt

Quelle: arvy

Der aktuelle KI-Hype rund um den bereits boomenden Digitalisierungstrend ist nun der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ein Schlüsselfaktor, um im Rennen um die KI die Nase vorn zu haben, ist, rate mal?

Chips.

Sei eine Ameise

In hochkomplexen und spezialisierten Bereichen ist die Situation immer die gleiche. Es gibt Marktführer.

Die Halbleiterwelt ist eine umfangreiche, komplexe und äusserst wettbewerbsintensive Landschaft. Um zu überleben, musst du eine Ameise sein – spezialisiert auf einen Teil des gesamten Prozesses. Es ist unmöglich, in jeder Phase der Wertschöpfungskette an der Spitze zu stehen.

Diese Branche agiert global, mit Schlüsselakteuren in den USA, Europa und Asien, hauptsächlich in China, Taiwan, Südkorea und Japan. Wir haben sogar eine Schweizer Perle: VAT Group. Sie produziert missionskritische Ventile. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.

Abbildung 2: Die Schlüsselakteure in der Halbleiter-Wertschöpfungskette

Quelle: Quartr

Eine besonders starke Ameise präsentierte ihre exzellenten Quartalsergebnisse diesen Mittwoch, den 19. Juli. Das Unternehmen ist in Bestform und musste seine Prognose für das Gesamtjahr anheben.

Es gehört zu den am besten positionierten Unternehmen in der gesamten Wertschöpfungskette. Die niederländische ASML – Advanced Semiconductor Materials Lithography.

Präzision und Dominanz

Stell dir vor, du könntest in ein technologisch führendes Unternehmen investieren, das eine Monopolstellung hat. Es liefert die Schaufeln in einer Branche, die vom Goldrausch geprägt ist und das meistverkaufte Produkt der Welt herstellt.

Klingt interessant, nicht wahr?

Ich habe gerade ASML beschrieben.

ASML ist der führende Anbieter von so genannten Fotolithografie-Anlagen für Halbleiterhersteller. Einfach ausgedrückt: Sie liefern die Maschinen, mit denen die leistungsfähigsten Chips hergestellt werden.

Sie sind die Einzigen, die die extrem ultraviolette (EUV) Lithografie beherrschen, die fortschrittlichste Technologie in der Herstellung von Halbleitergeräten. Dabei wird ein unglaublich fokussierter Laserstrahl verwendet, um kleinste Muster auf eine Oberfläche resp. den Chip zu zeichnen.

Ihre Instrumente sind so präzise, dass es dem Auftreffen eines Lasers vom Mond auf eine Münze auf der Erde entspricht – das ist eine Entfernung von 384’400 km.

Präzision vom Feinsten.

Die modernste EUV-Lithografiemaschine von ASML kostet mindestens 160 Millionen Dollar. Sie wiegt 180 Tonnen und erfordert 40 Frachtcontainer, 20 Lastwagen und 3 Boeing 747 Jumbos für den Transport. Der Bau der Maschinen dauert Jahre und hat die Grösse eines Schulbusses.

Deshalb werden nur etwa 50 Geräte pro Jahr verkauft.

Abbildung 3: ASML’s Extreme Ultraviolet (EUV) Lithography System

Quelle: ASML

Königsmacher in der Chip-Branche

Ihre Vorherrschaft in diesem Bereich hat das Unternehmen zum wertvollsten und wichtigsten Technologieunternehmen Europas in den letzten Jahrzehnten gemacht. Sie haben eine Marktkapitalisierung von 300 Milliarden US-Dollar erreicht und sind eines der 30 grössten Unternehmen der Welt.

Dabei produzieren sie nur das Gerät für die Produktion, aber nicht die Chips selbst. Die Frage liegt natürlich nahe, warum ASML dann nicht einfach selbst die Chips herstellt?

Nun, ASML hat keine Ahnung, wie man Chips herstellt. Diese Anlage ist nur eine von mehreren hochkomplexen Maschinen und Schritten, die zur Herstellung von Chips erforderlich sind.

Eine weitere Frage: Warum gibt es keine Konkurrenz?

Es gibt sie. Nikon und Canon. Aber sie sind Jahre im Rückstand.

Die Technologie ist so komplex, dass sie einen Nobelpreis verdient hat. ASML sichert ihre Position durch das Einreichen von Patenten und den Abschluss exklusiver Vereinbarungen mit wiederum spezialisierten Lieferanten. Dies ermöglicht ihnen, die Kontrolle über die Produkte der Branche zu erlangen.

Letztendlich kommt eine Ameise selten allein… Spezialisierte Ameisen in dieser Branche.

Überall.

Abbildung 4: ASML ($ASML) vs EURO STOXX 50 ($SX5E)

Quelle: TradingView

arvy’s takeaway: ASML ist ein kritisches Chip-Unternehmen. Und doch produzieren sie diese nicht einmal selbst. Um es mit den Worten des legendären Investors Kostolany zu sagen: Sie verkaufen die Schaufeln in einem Chip-Goldrausch. Im technologischen Wettlauf um die leistungsfähigsten Computerchips, angeheizt durch den Hype um künstliche Intelligenz, führt kein Weg an den EUV-Maschinen von ASML vorbei. Kein anderes Unternehmen auf der Welt kann solche Anlagen herstellen. ASML prägt nicht nur die niederländische Wirtschaft, sondern die gesamte globale Welt. Wie das Buch «Chip War» enthüllt, ist das Unternehmen für uns von grösster Bedeutung.

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