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Atlas Copco: Geschäftskritisch ist kein Nice-To-Have – sondern Pflicht

“Volatilität ist der Preis für den Einstieg. Die Belohnung sind überdurchschnittliche langfristige Renditen. Man muss den Preis zahlen, um die Renditen zu erzielen”

– Morgan Housel, Autor von Die Psychologie des Geldes

arvy’s Teaser: Ein industrielles Schwergewicht, das auf geschäftskritischen Werkzeugen, Preissetzungsmacht und wiederkehrenden Einnahmen basiert. Atlas Copco beweist, dass Spezialisierung und Disziplin – und nicht Hype – zu erstklassigen Renditen führen. Volatilität mag schmerzhaft sein, aber der Zinseszinseffekt ist unbestreitbar.


Geschäftskritisch.

Sobald du dieses Wort hörst, lohnt es sich, genauer hinzusehen – vor allem aus Sicht eines Anlegers.

Denn wer ein geschäftskritisches Produkt liefert, geniesst einen entscheidenden Vorteil: Die Kunden achten kaum auf den Preis. Warum? Weil der Betrieb ohne dieses Produkt nicht funktioniert. Und wenn etwas unverzichtbar ist, wird es gekauft – ganz gleich, was es kostet.

Das Beste daran: Solche Produkte machen meist nur einen kleinen Teil der Gesamtausgaben aus. Deshalb überlegt niemand lange. Aber wehe, sie sind zu teuer oder zu austauschbar – dann kommt die Konkurrenz, und die Gewinnmargen bröckeln.

Deshalb sind die attraktivsten Anbieter in diesem Bereich meist in Nischen tätig. Sie arbeiten in klar abgegrenzten Märkten, mit hohen Hürden für neue Mitbewerber – und bieten Lösungen, für die es kaum echte Alternativen gibt.

Ein Unternehmen, das dieses Prinzip im Industriebereich nahezu perfektioniert hat?

Ein schwedischer Weltmarktführer, leise, effizient, hochprofitabel.

Atlas Copco.

Chart 1: Atlas Copco Kompressoren

Source: Atlas Copco

Nur dort tätig sein, wo man einen echten Vorteil hat

Atlas Copco ist kein gewöhnlicher Industriekonzern.

Das Unternehmen konzentriert sich gezielt auf spezialisierte Nischen im Bereich der Investitionsgüter – dort, wo Leistung, Präzision und absolute Zuverlässigkeit gefragt sind. In Bereichen also, in denen ein Ausfall keine Option ist und in denen Kunden Innovation und Betriebszeit weit höher bewerten als einen günstigen Preis.

Die Strategie (Chart 2)?

Atlas Copco engagiert sich nur dort, wo der eigene Ruf für ständige Innovation und kompromisslose Qualität einen echten Wettbewerbsvorteil bringt.

Massenmärkte, in denen Preiskämpfe die Margen zerstören und Marken an Bedeutung verlieren? Lässt das Unternehmen bewusst links liegen. Stattdessen konzentriert man sich auf industrielle und wissenschaftliche Anwendungen, bei denen die Produkte als geschäftskritisch gelten – und wo Atlas Copco entweder Marktführer ist oder es werden kann.

Das Geschäft ist in vier Kernbereiche gegliedert:

  • Kompressortechnik (46 % des Umsatzes): Industrielle Luft- und Gaslösungen. Da Energieeffizienz weltweit immer wichtiger wird, sitzt dieser Bereich mitten im Zentrum des Trends.
  • Vakuumtechnik (23 %): Hochentwickelte Vakuumlösungen für Hightech-Industrien – insbesondere für die Halbleiterfertigung. Eine Schlüsseltechnologie der digitalen Ära.
  • Industrietechnik (17 %): Lösungen zur Automatisierung und Qualitätssicherung in der Produktion. Kurz gesagt: die Kraft hinter effizienteren, intelligenteren Fabriken.
  • Energietechnik (14 %): Mobile Energie- und Speicherlösungen. Auch hier passt sich das Angebot dem Wandel hin zu nachhaltigeren Technologien an – mit sicheren, ergonomischen und effizienten Systemen.

Diese konsequente Fokussierung, gepaart mit starken Marktanteilen in allen Geschäftsbereichen, verschafft Atlas Copco Zugang zu langfristigen, strukturellen Wachstumstrends.

Und das ist erst der Anfang.

Chart 2: Die Strategie und das Geschäftsmodell zur Erreichung der Ziele von Atlas Copco

Source: Atlas Copco

Fokussierung mit Wirkung

Die Spezialisierungsstrategie von Atlas Copco hat zwei direkte Folgen – beide hochinteressant aus Investorensicht:

  1. Preissetzungsmacht und hohe Kapitalrendite: Durch den konsequenten Fokus auf Energieeffizienz, Produktivität und Zuverlässigkeit gewinnt das Unternehmen das Vertrauen von Kunden, die Leistung über den Preis stellen. Die Folge? Überdurchschnittliche Margen (Nettomarge 17%) und Kapitalrenditen, die in den letzten zehn Jahren konstant über 20 % lagen.
  2. Aftermarket-Kompetenz und starke Cashflows: Weil die Produkte von Atlas Copco geschäftskritisch sind, behält das Unternehmen die Kontrolle über den Aftermarket – also Wartung, Ersatzteile und Service. Dieser Bereich macht rund 35 % des Konzernumsatzes aus, ist hochprofitabel und wiederkehrend. Kombiniert man das mit einem asset-light Geschäftsmodell – rund 75 % der Herstellungskosten werden extern vergeben – entsteht ein starker, stabiler freier Cashflow.

Diese beiden Faktoren bilden das Rückgrat eines robusten und breit aufgestellten Umsatzmodells (Chart 3).

Es gibt nur wenige Industrieunternehmen, die gleichzeitig mit strukturellem Wachstum, tiefen wirtschaftlichen Burggräben, hoher Kapitalrendite und starken Cashflows punkten – und das auf Basis einer konservativen Bilanz und einer Unternehmenskultur, die auf langfristige Wertschöpfung ausgelegt ist.

Atlas Copco verkauft nicht einfach Produkte.

Es verankert sich tief in der Infrastruktur moderner Industrieprozesse – und ist kaum noch wegzudenken.

Ich weiss, klingt nach einer ziemlichen «Good Story», oder?

Aber natürlich hat auch diese Geschichte einen Haken.

Chart 3: Umsatz- und EBIT-Wachstum von Atlas Copco in den letzten drei Jahrzehnten

Source: Quartr

Industrials = Zyklisch

Auch wenn Atlas Copco rund 35 % seines Umsatzes aus wiederkehrenden Quellen wie Wartung und Aftermarket-Services erzielt – das Unternehmen bleibt tief im Konjunkturzyklus verankert.

Ein grosser Teil des Geschäfts – konkret die Segmente Compressor und Power Technique (zusammen etwa 60 % des Gesamtumsatzes) – hängt direkt von der industriellen Produktion und der Baukonjunktur ab. Beides kann in einem globalen Abschwung stark ins Wanken geraten.

Und dann ist da noch die Vacuum Technique Sparte. Sie liefert Vakuumlösungen für die Halbleiterindustrie – eine Branche, deren Zyklen berüchtigt sind: steil nach oben, tief nach unten, und das in kurzer Abfolge.

Kurz gesagt: Konjunkturelle Risiken und Unsicherheiten in den Endmärkten sind Teil des Modells. Und sie bleiben es auch.

Das bedeutet, auch wenn der langfristige Kursverlauf nach oben zeigt, braucht es ein gewisses Durchhaltevermögen. Denn zwischendurch geht’s auch mal steil bergab – Korrekturen von 40 % oder mehr sind keine Seltenheit.

Und trotzdem sprechen die Zahlen eine klare Sprache.

In den letzten 20 Jahren hat Atlas Copco eine durchschnittliche jährliche Rendite von 18 % erzielt. Aus CHF 10’000 wurden CHF 274’000.

Nicht schlecht.

Natürlich ist die Volatilität im Kursverlauf der kleine Makel in einer ansonsten sehr überzeugenden Story. Der klare, stetige Aufwärtstrend, den wir bei arvy im „Good Chart“ so lieben, wirkt hier ab und zu etwas verwischt.

Aber das ist kein Zufall.

Zyklische Geschäftsmodelle schwanken nun mal mit der Weltwirtschaft – rauf und runter. Genau deshalb machen wir oft einen Bogen um sie.

Wir bevorzugen stabiles, nachhaltiges Wachstum mit klarer Visibilität – statt hohem Wachstum mit eingebautem Schleudergang.

Und trotzdem bleibt Atlas Copco aussergewöhnlich.

Die Frage ist nur: Hältst du durch?

Chart 4: Atlas Copco über die letzten zehn Jahre, in $

Source: TradingView

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