arvy’s Teaser: Boom- und Bust-Zyklen haben chinesische Aktien geplagt, aber die Fundamentaldaten von Alibaba erzählen eine andere Geschichte. Stehen wir angesichts der Konjunkturmassnahmen, der starken Fundamentaldaten und der niedrigen Bewertungen vor einem Wendepunkt?
China.
Dieses Anlagethema ist in aller Munde.
Auslöser war eine enorme Stimulierung der angeschlagenen Wirtschaft durch die People’s Bank of China, die chinesische SNB/Fed, die vor allem den überschuldeten Immobilienmarkt stützte. Ein letzter Versuch, die Wirtschaft vor einem weiteren Abrutschen in den Abgrund zu bewahren. Dies kommt zu einem interessanten Zeitpunkt, denn die chinesischen Aktien befinden sich seit 2021 im Abwärtstrend.
Betrachten wir den Marktführer in den Bereichen E-Commerce und Cloud mit unserer „Good Story & Good Chart“-Linse in diesem neuen Kontext.
Es ist der andere chinesische Riese neben Tencent.
Ein fast vergessener Darling.
Alibaba.
Chart 1: Alibaba-Ökosystem
Source: Alibaba Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2024
Boom & Bust-Zyklen treffen auf “uninvestierbar“-Stempel
Das Wichtigste zuerst: das chinesische Konjunkturprogramm.
Was soll die ganze Aufregung? Wenn Chinas Wirtschaft in Schwierigkeiten ist, ist das für den Rest der Welt von Bedeutung?
Denk nur an die Rohstoffproduzenten von Kupfer oder Eisenerz, China ist der grösste Verbraucher/Importeur. Das ist der einfache Grund, warum Australien, der grösste Eisenerzproduzent, seit 34 Jahren keine Rezession mehr erlebt hat (ex-Covid). Denk an Luxusaktien: 2/3 des Wachstums und 1/3 des Umsatzes kommen aus China. Schweizer Perlen wie der Aufzugshersteller Schindler? 15 % des Umsatzes kommen aus China.
Lange Rede, kurzer Sinn. Natürlich spielt das Land eine Rolle, eine grosse sogar.
Auf Biegen und Brechen will China ein Wachstum von rund 5 % erreichen – und das ist dem Land in den letzten zehn Jahren irgendwie punktgenau gelungen.
Das liegt zum Teil daran, dass China versucht, die Wirtschaft mit vielen bazookaähnlichen Massnahmen anzukurbeln, wie etwa 2007, 2015 und 2020, was oft zu Boom- und Bust-Zyklen (Chart 2) am Aktienmarkt führt. Was China vom Westen unterscheidet, ist seine langfristige Strategie zum Wohle der Allgemeinheit. Anstatt in typischen 4-Jahres-Wahlzyklen zu denken, plant es für Jahrzehnte. Die Seidenstrassen-Initiative (Book Club: China’s Asian Dream) ist nur ein Beispiel dafür. Zur Enttäuschung einiger Anleger liegt dies nicht immer im Interesse der Unternehmenseigentümer oder Aktionären.
Ein Beispiel?
Im Jahr 2021 enteignete China buchstäblich zwei Unternehmensgründer. Die Nachhilfeschule TAL Education und der Sprach- und Prüfungsvorbereitungskurs New Oriental Education.
Der Grund?
Neue Vorschriften. Bildung sollte frei und für alle sein. Zum Wohle der Allgemeinheit.
Das Ergebnis?
Beide Aktien stürzten um 90 % ab und treten jetzt nur noch auf der Stelle. Die Eigentümer, damals Multimilliardäre, verloren sowohl ihre hart aufgebauten Unternehmen als auch ihr Vermögen in einem Wimpernschlag.
Diese Art des Denkens machte China für viele zu einem „uninvestierbaren“ Land. Hartnäckige Investoren wurden oft durch das Wirtschaftswachstum und die sich abzeichnende Trendwende gelockt, nur um dann durch eine weitere unerwartete politische Entscheidung oder den starken Einbruch des Aktienmarktes eines Besseren belehrt zu werden.
Ist dieses Mal alles anders?
Chart 2: 20-Jahre seitwärts: Eine Geschichte von Boom & Bust mit chinesischen Aktien
Source: Tradingview
Vier Phasen von Marktführern
Kommen wir nun zum weltweit grössten Online- und Mobile-Commerce-Unternehmen, gemessen am Handelsvolumen – Alibaba.
Es betreibt Chinas Online-Marktplätze, darunter Taobao (Consumer-to-Consumer) und Tmall (Business-to-Consumer), AliExpress, wo wir Schweizer hauptsächlich bestellen, und Alibaba Cloud sowie weitere Segmente (Chart 1). Seit dem Börsengang im September 2014 hat das Unternehmen seinen Umsatz um das 13-fache gesteigert, von $10 Mrd. Jahresumsatz auf $130 Mrd.
Das Unternehmen läuft auf Hochtouren.
Der Aktienkurs?
Dank einer Geschichte von Boom & Bust und dem Stempel „uninvestierbar“ hat er sich nur seitwärts bewegt. Genau, du hast nichts verdient.
Betrachten wir die Aktie unter dem Gesichtspunkt „Good Story & Good Chart:
- Good Story: Der Umsatz des Unternehmens wuchs in den letzten zehn Jahren um 32 % pro Jahr. Es wurde von einem Gründer (Jack Ma) geführt und erreichte aufgrund seines starken Wachstums, aber keiner Kursprogression, eine attraktive Bewertung des freien Cashflows von 10-14% vor dem Stimulus. Jetzt liegt sie jedoch bereits bei 7 %. Eine einst hohe Sicherheitsmarge schmilzt schnell dahin.
- Good Chart: Das Unternehmen hat den typischen Weg der marktführenden Unternehmen in den letzten 140 Jahren beschritten. Stan Weinsteins Aktienkurs-Reifezyklus bestehend aus vier Phasen (Chart 3). Eine lange Seitwärtskonsolidierung, gefolgt von einem starken Anstieg über Jahre hinweg, ein Topping-Prozess und eine Korrektur, die im Durchschnitt mit einer Abwärtsbewegung von 72 % und einer langanhaltenden Seitwärtsbewegung endet.
Was passiert, wenn man diese vier Phasen durchlaufen hat?
Man kehrt zur Phase 1 zurück – der Konsolidierungsphase.
Was passiert, wenn man aus dieser Phase ausbricht?
Einschliesslich solider Fundamentaldaten?
Ein Kursfeuerwerk.
Chart 3: Stan Weinsteins Aktienkurs-Reifezyklus
Source: Stan Weinstein, Secrets for Profiting in Bull and Bear Markets
Die Märkte liegen nie falsch
Nüchtern betrachtet bleibt die Geschichte dieselbe. Anleger in China werden sich weiterhin die Hände verbrennen, da die Wirtschaft von einer politischen Agenda dominiert wird.
Die Ausweitung der Geldmenge (Stimulus) und die Stützung des Aktienmarktes sind nicht so wichtig. Stattdessen sind fiskalische Massnahmen erforderlich, um die Wirtschaft aus einer deflationären Flaute zu befreien, die weithin als Japan-ähnlich angesehen wird.
Nur dies wird einen dauerhaften Wandel bewirken.
Alibaba ist Teil unseres investierbaren China-Universums neben einer Handvoll anderer Namen, von denen wir glauben, dass sie etwas bewirken können, aber es bedarf einer besonders starken Überzeugung, um überhaupt in das Portfolio aufgenommen zu werden.
Die schnellen Gewinne überlassen wir den Spekulanten. Investieren ist ein Wahrscheinlichkeitsspiel, und wir wollen auf lange Sicht richtig liegen. Die Fundamentaldaten in unserer „Good Story“ müssen einen „uninvestierbaren“ Überhang ertragen und sind anfällig für Subjektivität und viele Meinungen. Der „Good Chart “ wird unweigerlich den Weg weisen. Der Preis ist das Entscheidende.
Schliesslich hat uns der Markt eines gelehrt.
Die Märkte liegen nie falsch.
Meinungen dagegen oft.
Chart 4: Alibaba seit dem Börsengang, September 2014
Source: TradingView
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