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Games Workshop: Monopol im Dienste der „Mittelschicht-Nerds“

“Die Unternehmenskultur ist das Rückgrat eines jeden erfolgreichen Unternehmens”

– Ben Horowitz, Unternehmer und Autor von “Wenn es hart auf hart kommt

arvy’s Teaser: Ein Monopol, aufgebaut auf Orks, Elfen und Besessenheit. Games Workshop hat aus „Mittelschicht-Nerds“ einen weltweiten Kult gemacht – und erzielt dabei Gewinnmargen auf Hermès-Niveau. Kultur, Kontrolle und Zinseszins: Noch nie sah Fantasy so profitabel aus.


Hobby-Miniaturen.

Schon mal darüber nachgedacht, dass das ein grossartiges Geschäft sein könnte?

Lass uns mal darüber nachdenken. Miniaturen werden in allen möglichen Spielen verwendet — von Tabletop-Schlachten wie Warhammer 40’000 und Herr der Ringe, über Pen-and-Paper-Rollenspiele wie Dungeons & Dragons, bis hin zu klassischen Brettspielen wie Schach. Je mehr man darüber nachdenkt… gar nicht schlecht, oder? Nun, vor 30 Jahren dachten das auch drei Spiele-Enthusiasten. Von ihren Häusern in London aus begannen sie, handgefertigte Holzspiele zu verkaufen. Und siehe da: Es gab echte Nachfrage. Und wie man sich denken kann, ist die Zielgruppe zwar eine Nische — aber treu.

Hier kommt das Unternehmen ins Spiel, das seine Zielgruppe als „Mittelschicht-Nerds“ definiert.

Games Workshop.

Chart 1: Unser arvy-Team besucht das Warhammer-Geschäft im Herzen von Zürich (inklusive Foto mit Maskottchen Nigel)

Source: arvy

Monopolstellung führt zu hoher Rentabilität

Games Workshop hat ein einfaches und leicht verständliches Geschäftsmodell.

Das britische Unternehmen ist der globale Marktführer im Bereich Hobby-Miniaturen. Im Zentrum des Geschäfts stehen individualisierbare Miniaturfiguren auf Basis von Fantasiecharakteren, die gesammelt, bemalt, in Schlachten eingesetzt oder stolz ausgestellt werden können.

Zwei Hauptmarken definieren dieses Universum:

  • Warhammer (Age of Sigmar): Fantasie, mittelalterlich inspiriert, mit Magie und mythischen Schlachten. Einfachere Regeln, heroischer Ton.
  • Warhammer 40’000: Sci-Fi, futuristisch, mit düsteren Themen und komplexer Kriegsführung. Mehr taktische Tiefe, dystopischer Ton.

Sie besitzen auch die Lizenz für das Tabletop-Kriegsspiel Der Herr der Ringe / Der Hobbit — neben anderen.

Der Verkauf erfolgt über ein streng kontrolliertes Vertriebsnetz: über 500 Warhammer-Filialen und mehr als 4’000 Drittanbieter in den Bereichen Hobby, Spiele und Spielwaren weltweit.

Ja — es gibt sogar einen Warhammer-Store in Zürich, Uraniastrasse 32, direkt beim ehemaligen Jelmoli. Wir haben vorbeigeschaut. Sehr zu empfehlen (Chart 1 😊)!

Games Workshop ist seit über zwei Jahrzehnten der unangefochtene Champion im Bereich Fantasy-Miniaturen — und diese Dominanz zeigt keinerlei Anzeichen eines Rückgangs.

Im Grunde genommen: keine echte Konkurrenz.

Sie betreiben ein Monopol.

Und mit Monopolen kommen zwei Merkmale, die eine „Good Story“ ausmachen: hohe Profitabilität und ausgezeichnete Reinvestitionsmöglichkeiten mit hohen Renditen (Chart 2).

In den letzten fünf Jahren erzielte das Management eine durchschnittliche Kapitalrendite (ROIC) von 68 %, während die Bruttomargen bei durchschnittlich 71 % und die Nettomargen bei 31 % lagen.

Lass dir das auf der Zunge zergehen — das sind Profitabilitätskennzahlen auf Hermès-Niveau.

Ja. Hermès.

Und das Geheimrezept? Nicht nur hohe Margen oder Marktdominanz — sondern Loyalität. Loyale Kunden. Loyale Fangemeinde. Loyale, wiederkehrende Umsätze.

Das spiegelt sich in ihrer Hauptkundschaft wider: „mittelständische Nerds“, die das nötige Kleingeld haben, problemlos $20 bis $100 für Miniaturensets zu zahlen — und das immer wieder.

Doch hier kommt der Clou: Es sind nicht nur die Fans, die loyal sind.

Chart 2: ROIC, Brutto- und Nettogewinnspannen von Games Workshop

Source: Finchat

Unternehmenskultur: Das Rückgrat jeder erfolgreichen Organisation

Spulen wir zurück zu den zwei wichtigsten Aufgaben eines CEO und seines Managementteams:

  1. Kapitalallokation, erkennbar an hohen Renditen auf das investierte Kapital (ROIC)
  2. Die richtigen Leute einstellen und die Unternehmenskultur gestalten

Bei Games Workshop ist Punkt eins eindeutig erfüllt. Die Fundamentaldaten sprechen für sich.

Aber wie steht es um Punkt zwei — die richtigen Leute einstellen?

Wie du dir vorstellen kannst, ist Arbeiten bei Games Workshop nicht einfach nur ein Job. Es ist etwas anderes. Etwas Tieferes.

Das spürt man sofort, wenn man den Shop in Zürich betritt.

Kudos an Kris – geile Siech!

Leidenschaft. Wissen. Eine Liebe zur Geschichte und zu den Welten, die sie erschaffen. Und vor allem — die Mission. Das ist nicht bloss anekdotisch — es steckt in der DNA des Unternehmens.

Im Geschäftsbericht 2023 wird es klar formuliert: „Kultur: Unternehmen werden von Menschen geführt. Games Workshop wird von Menschen geführt. Wie unsere Leute die Aufgabe angehen, Games Workshop zu führen, und wie sie miteinander umgehen, ist entscheidend. Wie wir uns verhalten, ist wichtig. Deshalb ist auch wichtig, wie wir sind…“

Ja, Kultur ist ein Soft-Faktor. Sie ist schwer zu messen, schwer zu quantifizieren.

Aber Studien zeigen immer wieder: Unternehmen, die für starke Kultur, gutes Arbeitsklima oder als „Bester Arbeitgeber“ ausgezeichnet werden, schneiden besser ab (Chart 3).

Zyniker werden sagen: „Natürlich schneiden sie besser ab. Alles läuft gut, die Dynamik stimmt, und die Leute sind glücklich, weil sie Geld verdienen — vielleicht sogar Aktienoptionen einlösen. Deshalb ist es ein toller Arbeitsplatz.“

Aber ich sehe das anders. Ich glaube, es ist genau umgekehrt.

Wenn du die richtigen Leute hast — mit der richtigen Denkweise und der richtigen Haltung — kommt die Leistung von selbst. Kultur ist nicht das Nebenprodukt des Erfolgs. Sie ist die Ursache.

Eine starke Kultur ist das Fundament. Der Aktienkurs kommt danach.

Und Games Workshop ist der beste Beweis dafür.

Chart 3: Unternehmen, die als „Bester Arbeitgeber“ eingestuft werden, schneiden besser ab

Source: Glassdoor Economic Research

Wachstumswunder mit Zinseszinseffekt

Games Workshop — ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von GBP 5 Mrd. — erzielte in den letzten zehn Jahren eine erstaunliche durchschnittliche Jahresrendite von 47 % (Chart 4).

Aus einer Investition von GBP 10’000 wurden GBP 471’000.

Ein echtes Wachstumswunder dank Zinseszinseffekt.

Das ist einfach beeindruckend.

Wie du weisst, glauben wir bei arvy fest daran, dass Vergangenheitssieger auch Zukunftssieger sein können — unser Investment-Credo lautet: Gewinner bleiben Gewinner.

Und doch, trotz des „Good Charts“ und einer unbestreitbaren „Good Story“, gibt es einen Punkt, der mich zögern lässt: Die Grösse des zugrunde liegenden Marktes.

Er ist — und wird es höchstwahrscheinlich auch bleiben — eine Nische.

Und wie gross kann diese Nische realistisch werden?

Gerade jetzt, wo Games Workshop in der obersten Liga mitspielt. Nicht vergessen: Vor zehn Jahren lag die Marktkapitalisierung noch bei GBP 150 Mio.

Eines ist sicher: Die Zeiten von 47 % Jahresrendite sind vorbei.

Aber das heisst nicht, dass das Wachstum vorbei ist.

Ein Bereich von 10–15 % jährlich scheint nach wie vor absolut realistisch.

Wenden wir die 72er-Regel an (72 geteilt durch die jährliche Rendite ergibt die Jahre bis zur Verdopplung), dann könnten wir in 4,8 bis 7,2 Jahren eine Verdopplung der Marktkapitalisierung auf 10 Mrd. GBP sehen.

Klingt plausibel.

Aber ich gebe zu — für eine Nische fühlt sich das trotzdem … ehrgeizig an.

Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen…

Chart 4: Games Workshop in den letzten zehn Jahren

Source: TradingView

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