“Fokus auf die Wahrscheinlichkeit einer Disruption des Wettbewerbsvorteils statt auf Wachstum”
– Sir Chris Hohn, The Children’s Investment Fund
arvy’s teaser: Ein Unternehmen, das so vorhersehbar ist, dass es fast schon langweilig ist – und genau das ist der Punkt. RELX wächst still und leise durch Abonnements, Wechselkosten und Skaleneffekte. Ein echter Dividendenaristokrat, der sich in aller Öffentlichkeit versteckt.
Ein Dividenden-Aristokrat.
Und ein Unternehmen mit niedriger Unsicherheit.
Klingt nach dem perfekten Match, oder? Oder vielleicht zu gut, um wahr zu sein? Ein bisschen wie die sagenumwobene Eierlegende Wollmilchsau — die gleichzeitig Eier legt, Milch gibt und Wolle produziert. Aber nicht ganz. Diese Unternehmen gibt es. Sie teilen sich meist einen klaren Satz an Eigenschaften: Vorhersehbarkeit, Stabilität und eine Widerstandskraft, die es ihnen erlaubt, ihre Dividenden Jahr für Jahr zu steigern – durch Rezessionen und Aufschwünge hindurch. Denn: Um ein Dividenden-Aristokrat zu sein, musst du deine Dividende mindestens 25 Jahre in Folge erhöht haben. Ein Unternehmen, das genau dieses Kriterium erfüllt? Ein globaler Anbieter von Informationen, Analytik und Entscheidungs-Tools für Fachleute aus den Bereichen Recht, Wissenschaft, Risk und Finanzen.
Alteingesessene Investoren kennen den früheren Namen vielleicht noch: Reed Elsevier.
Und heute?
RELX.
Chart 1: RELX-Umsatz nach Segmenten

Source: RELX, Jahresbericht 2024
Wiederkehrendes, sticky Geschäftsmodell
RELX erzielt seinen Umsatz hauptsächlich durch die Erstellung und den Verkauf von Zugängen zu geprüften Informationsdatenbanken, fortschrittlicher Analytik und wissenschaftlichen Fachzeitschriften – ergänzt durch die Ausrichtung grosser Fachmessen und Konferenzen.
Das Unternehmen ist in vier zentrale Segmente unterteilt (Chart 1):
- Scientific, Technical & Medical (STM): Tools für Forscher, Wissenschaftler und medizinisches Fachpersonal zur Förderung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Verbesserung von Gesundheitsergebnissen.
- Risk: Analytik zur Risikosteuerung, Betrugsprävention und Optimierung von Prozessen in Branchen wie Finanzen, Versicherungen und Luftfahrt.
- Legal: Tools für Anwälte und Unternehmen zur Verbesserung juristischer Recherchen, von Prozessergebnissen und Compliance.
- Exhibitions: Events wie Fachmessen und Konferenzen. Schon mal von der deutschen FIBO oder der New York Comic Con gehört? Genau – das sind Produktionen von RELX.
Ihr bekanntestes Produkt? Wahrscheinlich LexisNexis.
Im Bereich Risikoanalytik verarbeitet das LexisNexis Digital Identity Network täglich 345 Millionen Transaktionen, um Identitäten zu verifizieren und Betrug zu verhindern – im Einsatz bei über 150’000 Websites und Apps. Im juristischen Segment wird Lexis+ AI von 90 % der Top-500-Kanzleien weltweit genutzt.
Fast alles, was RELX heute anbietet, ist digital – Print ist im Grunde nur noch eine Randnotiz.
Die meisten Produkte werden im Abo-Modell verkauft und machen etwa 55 % des Gesamtumsatzes aus.
Doch hier kommt der Clou: Der Grossteil der verbleibenden 45 % Transaktionsumsätze stammt ebenfalls aus langfristigen Verträgen mit nutzungsbasierter Preisstruktur.
Anders gesagt: im Grunde ebenfalls wiederkehrend (Chart 2). Das macht das Geschäftsmodell sticky und hochgradig planbar.
Kommt dir bekannt vor, wenn du arvy’s Weekly schon länger liest?
Ein Unternehmen, das einst vom Print lebte… heute voll digital… aufgebaut auf einem diversifizierten, abonnentenstarken Modell mit erstklassiger globaler Kundschaft?
Ja – der grösste Wettbewerber ist ein Name, der schon seit Jahren Teil des arvy-Portfolios ist: Wolters Kluwer.
Zusammen mit Thomson Reuters und Clarivate bildet RELX ein stilles, aber mächtiges Oligopol. Und das Beste daran?
Sie führen keinen Krieg. Jeder dominiert seine eigene Nische. Freundliche Wettbewerber.
Und wir stehen erst am Anfang.
Chart 2: RELX-Umsatz, Format, geografischer Markt, Typ

Source: Jahresbericht 2024
„Wir haben das schon immer so gemacht“
Die Produkte von RELX machen in der Regel weniger als 1 % der Gesamtkostenbasis ihrer Kunden aus.
Was das bedeutet?
Es gibt kaum einen Anreiz zu wechseln.
Vor allem nicht, wenn Nutzer RELX-Tools schon ihr ganzes Berufsleben verwenden — und in vielen Fällen sogar schon an der Uni.
Vertrautheit ist sticky.
Der Aufwand, sich in ein neues System einzuarbeiten, das Risiko, kritische Workflows zu stören, und die potenziellen Umstellungskosten summieren sich schnell.
Und wofür? Für eine minimale Einsparung?
Das ist nicht die Art von Kosteneffizienz, die Unternehmen wirklich interessiert. Deshalb denken die meisten gar nicht erst über einen Wechsel nach.
Diese Denkweise?
Erinnert mich an den Klassiker: „Wir haben das schon immer so gemacht – warum etwas ändern?“
Normalerweise kann ich diesen Satz nicht ausstehen.
Aber als Investor in RELX?
Liebe ich ihn.
Warum?
Ein Wort: Retention. Mein Lieblings-KPI bei Abo- und Software-Modellen. RELX veröffentlicht diese Zahl zwar nicht, aber allgemein wird sie auf mittlere bis hohe 90er-Werte geschätzt.
Das schreit nach Wechselkosten.
Das schreit nach Kundenbindung.
Und das bedeutet zwei grosse Dinge. Erstens: RELX hat einen starken Burggraben. Genauer gesagt: drei Moats, 1) Intangible Assets (Marke + proprietäre Daten), 2) Wechselkosten und 3) Kostenvorteile durch Skalierung und Integration. Zweitens: Auch wenn das Unternehmen „nur“ mit mittleren einstelligen Wachstumsraten organisch wächst, geschieht das mit sehr geringem Disruptionsrisiko.
Diese Stabilität ermöglicht verlässliche Kapitalrückflüsse – etwa 25 aufeinanderfolgende Jahre Dividendenerhöhungen (Chart 3) und regelmässige Aktienrückkäufe.
Wenn du dich fragst: Ja, Wolters Kluwer erfüllt diese Anforderungen ebenfalls.
Keine Sorge – wir bei arvy mutieren jetzt nicht zum Dividendenkult. RELX wirft moderate 1,6 % Dividendenrendite ab – perfekt. Der Rest wird reinvestiert in ein Geschäft, das Renditen im hohen Zehnerbereich erzielt – bald vielleicht sogar über 20 %.
Unterm Strich ist das ein klassisches „Good Story“-Beispiel. Ein Dividendenaristokrat mit niedriger Unsicherheit.
Und wie es sich gehört – taucht RELX auch mit einem „Good Chart“ auf.
Chart 3: Jährliche Dividende von RELX in den letzten 25 Jahren

Source: Koyfin
Qualität hat ihren Preis
Ein sticky, abonnementbasiertes Geschäftsmodell mit himmelhoher Kundenbindung und stetigem Wachstum? Check.
Ein Oligopol, in dem jeder Player seine eigene Nische dominiert? Check.
Ein Dividendenaristokrat mit 25 Jahren ununterbrochener Erhöhungen? Check.
Hohe Kapitalrenditen – seit Jahren? Check.
Strukturelle Rückenwinde durch Digitalisierung, Daten und Risikomanagement? Check.
Geringe Verschuldung? Auch check.
Ein „Good Chart“, der sich von unten links nach oben rechts zieht? Check.
Mhm.
Zurück zur Idee der „Eierlegenden Wollmilchsau“ – ein Unternehmen, das scheinbar alles kann. Der Case für RELX klingt fast zu gut, um wahr zu sein, oder? Und der Markt? Der weiss das.
Daher gibt es einen Haken. Im Fall von RELX?
Qualität hat ihren Preis.
Chart 4: RELX und Wolters Kluwer über die letzten zehn Jahre, in USD

Source: TradingView
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