“Das Leben ist wie ein Aufzug”
– Metaphorisches Zitat über Aufzüge, das verwendet wird, um die Höhen und Tiefen des Lebens zu beschreiben
arvy’s Teaser: Schindler verkauft Aufzüge wie Rasierklingen – günstig in der Anschaffung, lukrativ im Service. In einer Welt, die sich vertikal entwickelt, baut dieser Schweizer Gigant ein Imperium mit wiederkehrenden Einnahmen auf, Stockwerk für Stockwerk. Defensiv. Digital. Und wieder auf Allzeithoch.
Aufzüge und Rolltreppen.
Deine besten Freunde, wenn du hohe Gebäude betrittst oder tief in den Untergrund fährst.
Jeder kennt ein oder zwei Namen aus dieser Branche — ihre Logos sieht man überall. Drinnen, auf dem Knopfpanel. Oder draussen, dort, wo du den ersten Schritt auf die Rolltreppe machst. Doch hinter diesen bekannten Marken steckt ein eng geführter Markt. Nur vier globale Player teilen sich 60 % Marktanteil. Ein reifer, konsolidierter und strukturell attraktiver Sektor. Der grösste? Der amerikanische Riese Otis Worldwide. Dazu kommt KONE aus Finnland, TK Elevator aus Deutschland (ehemals ThyssenKrupp) — und natürlich ein Schweizer Schwergewicht mit weltweiter Präsenz.
Hauptsitz: Ebikon, bei Luzern.
Name: Schindler.
Chart 1: Die Big 4 der Aufzugsbranche

Source: arvy
Rasierklingen-Geschäftsmodell
Hatten wir schon mal. Bei Safran, einem unserer Holdings. Oder bei Accelleron, einem weiteren Schweizer Marktführer.
Das Prinzip: Rasierklingen-Geschäftsmodell.
Verkauf das Produkt – notfalls mit Verlust – und verdien dann richtig Geld mit Services, Wartung und Ersatzteilen. Langfristig. Oft über 15 Jahre. Da passiert die Magie.
Denk an Gillette.
Der Rasierer? Billig. Aber die Klingen? Da liegt der Gewinn. Du bist gebunden.
Und genauso läuft’s auch hier. Wie bei den Mitbewerbern verdient Schindler den Grossteil seines Gewinns mit dem Servicegeschäft (Chart 2). Diese Sparte profitiert von einer riesigen installierten Basis, liefert wiederkehrende, margenstarke Umsätze (rund 15–20 %) und bringt verlässliche Cashflows.
Die Rechnung: Service macht ~60 % des Umsatzes der grossen OEMs (Original Equipment Manufacturer) aus – aber fast 90 % des operativen Gewinns. Die Verträge laufen in der Regel 2–4 Jahre, viele mit inflationsgekoppelten Preisanpassungen. Das schützt die Marge – auch bei steigenden Kosten.
Und genau das ist der Burggraben der Branche. Hohe Wechselkosten bei Wartung und Modernisierung. Dazu regulatorischer Druck. Wer einmal drin ist, kommt nicht so leicht wieder raus.
Das macht den Markt strukturell attraktiv.
Und es kommt noch besser: Digitalisierung verstärkt das Modell. Vorausschauende Wartung, Remote-Diagnostik, datengestützte Serviceprozesse – das steigert die Effizienz, erhöht die Bindung. Dazu kommen gesetzliche Vorgaben für Energieeffizienz – mit Systemen, die bis zu 70 % Energieersparnis bringen. Ein zusätzlicher Booster.
Das Ergebnis?
Ein stabiles, defensives Geschäftsmodell mit strukturellem Rückenwind.
Aber es gibt ein Problem.
Chart 2: Produkte und Services von Schindler

Source: Schindler, Annual Report 2024
China, China, China
Es sind nicht nur Luxusgiganten wie LVMH, Hermès oder L’Oréal, die China zu ihren Kernmärkten zählen.
Auch die grossen Aufzugshersteller sind dort stark vertreten – und das aus gutem Grund. Rund 60 % aller weltweit neu installierten Aufzüge entfallen auf China. Eine beeindruckende Zahl.
Doch genau hier liegt aktuell das Problem.
Der Markt schwächelt (Chart 3).
Und zwar deutlich.
Die Nachfrage im chinesischen Neuanlagengeschäft ist regelrecht eingebrochen – und das belastet das globale Wachstum spürbar. China bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Ein Joker, der jederzeit in beide Richtungen ausschlagen kann.
Aber: Es gibt auch Licht am Ende des Tunnels.
Denn parallel zum Rückgang formiert sich ein struktureller Aufwärtstrend – angeschoben von langfristigen, stabilen Treibern. Allen voran die Notwendigkeit, veraltete Aufzugsanlagen zu modernisieren. Über 40 % der weltweiten installierten Basis ist mittlerweile älter als 15 Jahre.
Rechnen wir das auf die rund 25 Mio. Aufzüge weltweit, ergibt das etwa 10 Mio. Einheiten, die ein Upgrade benötigen.
Das ist keine Kleinigkeit – und eine klare Chance für die Hersteller. Modernisierungen sind oft an neue gesetzliche Sicherheitsvorgaben geknüpft.
Das bedeutet: Verpflichtende Investitionen.
Und genau hier liegt die Stärke der OEMs.
Neue Umsatzquellen eröffnen sich – und die Chance, lukrative Serviceverträge zurückzugewinnen. Schindler ist in dieser Entwicklung hervorragend positioniert. Mit dem höchsten Europa-Anteil unter den globalen Wettbewerbern profitieren sie überdurchschnittlich stark. Denn Europa hat den ältesten Aufzugsbestand weltweit.
Ein struktureller Rückenwind, den das Unternehmen aktiv nutzt.
Das Management reagiert konsequent. Die Modernisierungskapazitäten werden ausgebaut, das Serviceangebot intelligent erweitert.
Fazit: Ja, China ist schwach – keine Überraschung. Aber Schindlers Story ist damit noch lange nicht ausgereizt.
Im Gegenteil.
Ein stabiler Service-Anteil, strukturelle Wachstumstreiber und ein klarer Fokus auf Modernisierung ergeben eine klassische „Good Story“.
Bleibt nur noch zu klären, was der Markt daraus macht.
Zeit für den „Good Chart“.
Chart 3: Marktausblick 2025: China bleibt schwach

Source: Schindler, Q1 2025 company presentation
All-Time-Highs: Ein starkes Chart-Kriterium
Das Rasierklingen-Geschäftsmodell von Schindler spiegelt sich seit Jahren an einem ganz bestimmten Ort wider.
Im Chart.
Langfristig stabil, stetig steigend – genau das, was man von einem strukturell gesunden Geschäftsmodell erwartet.
Aber selbst die besten Charts bekommen mal einen Dämpfer.
Mitte 2021 war so ein Moment.
Der Aktienkurs von Schindler sackte ab – heftig und plötzlich, rund 50 % nach unten. Für ein Unternehmen mit hoher Wiederkehrquote, langfristigen Serviceverträgen und defensiver Aufstellung?
Das hat überrascht.
Und der Grund?
Wenig originell, aber entscheidend: China. Mal wieder.
Wie bereits erwähnt macht China rund 14–17 % von Schindlers Umsatz aus. Und als 2021/22 Chinas Immobiliensektor zu bröckeln begann – allen voran durch die Liquiditätskrise und schliesslich die Insolvenz von Evergrande, dem weltweit am höchsten verschuldeten Bauträger – fiel die gesamte Aufzugsbranche gleich ein paar Stockwerke mit.
Aber hier kommt der Unterschied zu fragilen Geschäftsmodellen.
Strukturell gesunde Unternehmen kommen zurück.
Und genau das hat Schindler getan.
Heute, nur wenige Jahre später?
Alle Verluste sind aufgeholt.
Der Kurs läuft wieder im Einklang mit dem langfristigen Aufwärtstrend. Und als wäre das nicht genug, hat Schindler vor Kurzem eines der stärksten technischen Signale abgegeben, die wir in der „Good Chart“-Welt kennen.
Ein neues Allzeithoch.
Chart 4: Schindler über die letzten zehn Jahre

Source: TradingView
Mit deinen Freunden teilen. Deine Unterstützung hilft uns unendlich.
Newsletter Disclosures